Anspruchsvolle T3-Bergwanderung
auf das Wängihorn
Diese Wanderung war sicher das Highlight im Jahr 2022. Wie der Titel es schon sagt,
ist sie sicher nicht für jedermann. Es ist eindeutig ein T3 im oberen Bereich.
Es lockt aber eine fantastische Aussicht und ein einmaliges Bergerlebnis.
Dauer: 5 Std. 15 Min. (SAC-Norm, netto)
Distanz: 12,1 km
879 m rauf / 1146 m runter
weiss-rot-weiss, T3,
Ausdauer und Trittsicherheit
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Karte
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Witterschwanden (774 m) - mit Luftseilbahn auf Eggenbergli (1355 m) -
zu Fuss auf Wängihorn (2148 m) - Burgseeli (2241 m) - Stafelalp (1789 m) -
Ober Oberfeld - Haldi (1082 m) - mit Luftseilbahn nach Schattdorf (482 m)
Wanderbericht
Wanderung vom Dienstag, 16. August 2022
Obwohl sich das Wängihorn ganz in der Nähe befindet, war ich noch nie dort oben.
Am Dienstag «drohte» fantastisches Wanderwetter und ich war gut in Form. Nun gab
es keine Ausreden mehr!
Ich nahm das zweite Postauto in Richtung Unterschächen und stand um 7:39 Uhr in
der Talstation der Luftseilbahn Witterschwanden-Eggenbergli. Hinweis: Bitte nicht
bei der Bushaltestelle Witterschwanden aussteigen, sondern bei «Spiringen, Locherbach».
Die ist näher bei der Talstation.
Luftseilbahn Witterschwanden-Eggenbergli
Die Luftseilbahn ist schon etwas älter und wird im Herbst 2022 erneuert. Hoffentlich
kann man danach mit Noten oder sogar mit Karte bezahlen. Ich wurde nämlich vom Münz,
bzw. Jeton-Automaten überrascht. Einen Moment dachte ich, die Wanderung sei hier
schon zu Ende, denn seit der Pandemie habe ich praktisch nie Kleingeld dabei. In den
Alpwirtschaften bezahle ich immer mit 10er oder 20er Noten. Auf Retourgeld verzichte
ich jeweils, denn ich bin froh um jede Alpwirtschaft die offen hat. Es gibt für mich
kaum Gelegenheiten zu Kleingeld zu kommen. Meine Frau hat kürzlich sogar zwei Rollen
Zweifränkler gekauft.
Erstaunlicherweise hatte ich im Portemonnaie genau 10 Franken Münz und die Wanderung
musste nicht auf nächstes Jahr verschoben werden.
Die kleine Bergstation steht etwas ausserhalb vom Wiler Eggenbergli. Ausser ein paar
Schafe gab es hier oben niemanden. In der Nacht hatte es geregnet und die Wiesen waren
nass. Obwohl ein heisser Tag vorhergesagt wurde, war es um diese Tageszeit noch angenehm
kühl. Es duftete schon etwas nach Herbst.
Auf der Alp Unter Wängi wechselte ich ein paar Worte mit dem Älpler und erfuhr
Interessantes über den bevorstehenden Umbau der Luftseilbahn und deren Finanzierung.
Nach der Alp Unter Wängi wurde es etwas steiler. Der Weg führt im Zickzack durch Büsche
und kleine Wäldchen. Für den Aufstieg war der feuchte Weg nicht störend, im Gegenteil.
Ich war in den letzten Wochen viel unterwegs. Wegen der grossen Trockenheit waren die
Wege oft staubig und rutschig.
Danke für die Metalltreppe!
Ab dem Punkt 1926 beginnt eine längere Traversierung. Hier braucht es Trittsicherheit.
Eine gefährliche Stelle ist mit einer Kette gesichert. Es gibt sogar eine edle Metalltreppe,
die hilft ein steiles Stück gefahrlos zu überwinden.
Panoramaaufnahme beim Tierbalm mit Wängihorn
Kurz vor dem Schlussaufstieg zum Wängihorn kommt man an eine Wegkreuzung. Hier könnte
man direkt zum Haldi absteigen. Der Weg ist allerdings sehr steil und wie ich erfahren
habe, auch etwas ausgesetzt. Egal, ich wollte ohnehin auf das Wängihorn, auch bekannt
als «Napoleon».
Die Aussicht vom Wängihorn ist fantastisch
Blick vom Wängihorn in Richtung Urnersee
Unten rechts bin ich gestartet. Mein Ziel, das Haldi, sieht man
in der Bildmitte. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Blick vom Wängihorn in Richtung Bälmeten (2415 m)
Links sieht man die Stafelalp und einen Teil vom Abstieg zum Haldi.
Das Wängihorn sieht von der Alp Unter Wängi eher nach Klettersteig aus. Es ist aber auf
der Rückseite problemlos über eine Schafweide erreichbar. Die Aussicht in meine Wahlheimat
ist fantastisch. Ich war extrem begeistert. Zur Aussicht gab es noch selbst gebackenes
Pane Valle Maggia mit Alpkäse und zwei Flaschen Wasser.
Nach einer netten Plauderei mit zwei anderen Gipfelstürmern machte ich mich auf den Weg
zu den Burgseeli. Beim Abzweiger zum Burgseeli zögerte ich einen Moment. Musste ich da
auch noch rauf? Es sei lohnenswert wurde mir per WhatsApp mitgeteilt. Ok, dann muss es
wohl sein.
Burgseeli mit Steinkreis und Blinzi (2473 m)
3D-Panorama von der Burg mit Blick in Richtung Reusstal und den Urnersee.
Ich empfehle die Vollbild-Darstellung.
Mausrad=Zoomen / Drücken+Ziehen=Verschieben / Esc=Verlassen
2D-Panorama
Auch den Schafen gefällt es hier oben
Den Aufstieg habe ich nicht bereut. Die zwei kleinen Bergseeli waren hübsch
anzuschauen und es gab sogar Libellen! Einige Schafe machten die Idylle perfekt.
Im Hang unter mir entdeckte ich Gämse. Habe ich die Aussicht ins untere
Reusstal und den Urnersee schon erwähnt? Fantastisch!
Blick ins untere Urner Reusstal
Blick von der Burg auf das Wängihorn und die Schächentaler Berge
Die beiden Bekanntschaften vom Wängihorn waren auch hier. Einer meinte schmunzelnd,
«Die Aussicht ist hier auch nicht schlechter als dort drüben auf dem Wängihorn.»
Nun war es Zeit für den langen Abstieg zum Haldi. Doch zuerst ging es mehr geradeaus
als runter. Aber ich wusste, dass sich dies irgendwann ändern musste, denn ich war ja
immer noch auf 2000 Metern.
Hoppla, jetzt wirds steil!
Tatsächlich war der Kindergeburtstag abrupt zu Ende. Es ging runter und wie! Mit Hilfe
einer langen Kette und einigen in den Fels gehämmerten Stufen wurde die steilste Stelle
überwunden. Wie bereits erwähnt, ist dieser T3-Abschnitt sicher nicht für jedermann.
Danach ging es in engem Zickzack auf einem rutschigen «Gämsweg» weiter.
Blick zurück ins steilste Stück der Wanderung
Die Kette hilft enorm dieses T3-Stück zu überwinden.
Ich würde hier sicher wieder hoch oder runter gehen, aber ich kenne in meinem Bekanntenkreis
einige, die man mit dem Heli holen müsste…
Blick auf die Stafelalp und das Haldi
Die Bergstation der Luftseilbahn ist (leider) ganz vorne...
Stafelalp Beizli
Im Hintergrund sieht man die Burg. Den Weg dort hoch kann man
sich von hier aus gar nicht vorstellen.
Auf der Stafelalp war Selbstbedienung angesagt
Die Auswahl war erstaunlich gross und der Mandelgipfel frisch!
Keine Angst, dies ist nicht das Haldibähnli...
Das Stafelalp Beizli war menschenleer. Es gab aber eine Art Selbstbedienungskiosk bei
dem man alles Mögliche zum Essen und Trinken kaufen konnte. Ich war begeistert, denn
meine drei Wasserflaschen waren leer und mein Durst grenzenlos. Der Mandelgipfel war
erstaunlich frisch und das alkoholfrei Bier angenehm kühl.
Erstaunlicherweise brauten sich keine angedrohten Gewitter zusammen, sondern es blieb
freundlich. Mir war es Recht, denn es war schon 15:00 Uhr und ich hatte noch einen langen
Weg bis zur Bergstation der Luftseilbahn Schattdorf-Haldi vor mir.
Beim Abstieg entschied ich mich für die grobe Fahrstrasse. Von schmalen Wanderwegen
hatte ich für heute genug.
Kurz vor dem kleinen Wäldchen konnte ich noch meine leeren Wasserflaschen an einem Brunnen
auffüllen. Danach wurde es endlich flacher. Meine Knie dankten es. Der Weg zur Seilbahnstation
erschien mir endlos, aber irgendwann war auch dieser «Spass» vorbei und ich stand unmittelbar
vor der Bergstation. Selbstverständlich ertönte in diesem Moment das Abfahrtssignal und die
Kabine fuhr ohne mich los. War ja klar! Egal, denn die Luftseilbahn fährt alle 15 Minuten.
Gerade genug Zeit für ein Glace und ein Schorle.
Ich habe die ersten Häuser vom Haldi erreicht
Links sieht man das Wängihorn und in der Bildmitte die Burg.
Luftseilbahn Schattdorf-Haldi
Geschafft!
Nach etwas ÖV wollte ich nur noch eins, Duschen und ins Bett, doch meine Frau, ihre Schwester
und unser Enkelkind hatten anderes geplant. Sie wollten mit mir in eine Pizzeria gehen und UNO
spielen. Schnell war ich überredet und sass wenig später frisch geduscht vor einer Monsterpizza!
Was für ein herrlicher Abschluss eines aussergewöhnlich schönen Wandertages.