Stille Reuss

Reussbrücke Rottenschwil - Stille Reuss - Giritz - Reussbrücke Werd - Reussbrücke Rottenschwil

Dauer: 1 Std. 15 Min.
Distanz: 4,6 km
10 m rauf / 10 m runter
"Sonntagsspaziergang", T1

Karte

Reussbrücke bei Rottenschwil (383 m) - Naturschutzzentrum Zieglerhaus - Stille Reuss (378 m) - Giritz - Reussbrücke bei Werd (383 m) - Reussbrücke bei Rottenschwil (383 m)

Die Wanderung ist relativ kurz, doch die Tour lädt zum Verweilen ein. Für Vogel-, Libellen- und Blumenliebhaber ist dies das Paradies auf Erden. Mit einem Fotoapparat, einem Feldstecher oder einem Fernrohr ausgerüstet, verfliegt hier die Zeit wie im Flug. Obwohl ich meistens schon früh im Naturschutzgebiet bin, ist es viel zu schnell wieder Zeit für die Heimreise. Da schaut man manchmal neidisch auf Spaziergänger die offensichtlich in der Nähe wohnen dürfen. Fast bei jedem Besuch habe ich neue Pendenzen im Kopf, die eine baldige Wiederkehr nötig machen.

Um zum Naturschutzzentrum Zieglerhaus und der Stillen Reuss zu gelangen, muss man zuerst ca. 400 m der Hauptstrasse entlang gehen. Rund um das Zieglerhaus gibt es einiges zu entdecken. Es gibt zwei riesige "Terrarien" mit Schlangen und Amphibien, viele Wildblumen und einen kleinen Teich mit Europäischen Sumpfschildkröten.

Holzschlange beim Naturschutzzentrum Zieglerhaus

Echte Schlangen gibt es sicher auch - irgendwo im Verborgenen.

Zauneidechse (Lacerta agilis)

Diese Zauneidechse habe ich im grossen Aussenterrarium durch die Scheibe fotografiert.

Natürlich hat es auch einige Libellen, doch davon bekommt man auf der Wanderung noch viele zu sehen. Dazu folgende kleine Anekdote. Ein Herr hat sich bei mir über den Mangel an Libellen beklagt. Ich war schon einige Stunden vor Ort und hatte sämtliche von ihm vermissten Libellen gerade fotografiert. Wie bei den Blumen, ist es meistens nur eine Sache der Wahrnehmung. Runterzufahren und sich dem Takt der Natur zu ergeben hilft enorm - und ist erst noch gesund!

Stille Reuss mit Rottenschwil im Hintergrund

Die Stille Reuss ist ein alter, stillgelegter Arm der Reuss.

Das Tagpfauenauge ist mit geschlossenen Flügeln sehr unscheinbar, dunkelbraun, fast schwarz. Doch wenn er die Flügel öffnet, um zu einer anderen Blüte zu fliegen, entfacht er ein Farbenfeuerwerk von unbeschreiblicher Schönheit.

Man trifft hier immer wieder auf andere Naturliebhaber, darunter natürlich viele Ornithologen. Bei einem kleinen Schwatz lernt man viel über die Gesprächspartner, ihre Ausrüstung und die Gegend. Alle sind freundlich und entspannt. Jeder ist anders unterwegs. Einer macht Zeitlupenaufnahmen von Libellen, die er später mit Musik hinterlegt. Eine andere fotografiert die Schwäne mit ihren Jungen mit dem Handy - aus 500 m Entfernung. Einige schleppen die schwersten Stative durch das Reservat und andern genügt ein kleiner Feldstecher. So unterschiedlich sie auch ausgerüstet sind, man spürt in den Gesprächen ihre Liebe zur Natur und die Freude an dem schönen Reservat.

Einige Frösche haben sich bei den Geotubes einquartiert. Diese enthalten den mit einem Saugbagger aus der Stillen Reuss entfernten Faulschlamm. Die Geotubes liegen hier zum Trocknen an der Sonne. Den Fröschen genügen die ein bis zwei Zentimeter Wasser.

Leider wachsen all die kleinen Seen und Teiche über die Jahre zu. Dann hilft nur noch die "Seekuh", ein Bagger, der den Faulschlamm entfernt. Nur so kann wieder neues Leben entstehen.

Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) - Männchen

An der Stillen Reuss wimmelt es nur so von Feuerlibellen.

Stille Reuss

Im Hintergrund sieht man den Aeugsterberg (829 m).

Ein kleiner Abstecher zum Beobachtungssteg lohnt sich auf jeden Fall. Der Steg ist in meiner Karte markiert. Die Königslibelle habe ich dort fotografiert. Sie kommt aber auch an anderen Orten dieser Route vor.

Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus)

In diesem Naturschutzgebiet hat es viele Teichrohrsänger. Überall hört man ihr Gezwitscher, sieht sie aber nur selten.

Eine wirklich königliche Libelle! Ich konnte beobachten, wie eine Grosse Königslibelle eine Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens splendens) fing und genüsslich verspeiste. Einzig die Flügel verschmähte sie. Schade, denn ich liebe Prachtlibellen. Fliegen mag ich weniger. Nur so als Vorschlag...

Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) - Jungtier

Die männlichen Feuerlibellen lieben das an die Stille Reuss angrenzende Kornfeld.

Störche sind allgegenwärtig. Da ich aus einem Kanton ohne Störche komme, üben sie für mich eine besondere Faszination aus.

Ein junger Feldsperling (Passer montanus), Feldspatz, wartet auf dem Dach auf Futter. Seine Aussicht in die verschneiten Berge ist vom Allerfeinste. Fliegen ist schon etwas schönes.

Störche lieben frisch gemähte Wiesen. Mich erstaunt, dass so ein grosser Vogel von Amphibien und Insekten leben kann. Er kann sogar noch den Nachwuchs damit füttern. Da braucht es aber manche Heuschrecke.

Wie ich einer der vielen Infotafeln entnommen habe, kommt Giritz von Kibitz. Die Infos sind äusserst hilfreich und helfen die Gegend und ihre Bewohner besser zu verstehen.

Die Westliche Keiljungfer ist mir bei meinen letzten fünf Besuchen nur einmal begegnet. Ich bin froh, dass die Aufnahme brauchbar ist, denn kaum hatte ich abgedrückt, wurde sie von einem Radfahrer verscheucht.

Die Kopfweide ist keine spezielle Weidensorte. Man versteht unter dem Begriff Kopfweide die Art, wie man eine Weide schneidet, so dass ein Kugelkopf entsteht.

Grosse Pechlibelle (Ischnura elegans) - Weibchen

Dieses Violett ist ein Traum!

Spitzenfleck (Libellula fulva) - Männchen

Nicht alle blauen Libellen sind Blaupfeile!

Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni)

Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria)

Das Waldstück ist auch sehr interessant

Man merkt, dass der Wald nahe am Wasser vom Giritz liegt. Immer wieder entdeckt man Libellen. Auch Ornithologen trifft man hier oft an. Dazu folgende Geschichte: Wie auch schon erwähnt, kenne ich mich mit Vögeln überhaupt nicht aus. Als ich ausgangs Wald auf drei Vogelkundler stiess, die einen auf dem Boden herumlaufenden Vogel fotografierten, konnte ich ihre Aufregung nicht recht nachvollziehen. Als mir zwei Platz machten, sah ich mich gezwungen auch einige Aufnahmen zu machen.

Turteltaube (Streptopelia turtur)

Was für ein schöner Vogel!

Etwas später traf ich einen der Profis auf dem Parkplatz und fragte ihn nach dem Namen des Vogels. Er erklärte mir freundlich, es habe sich um eine Turteltaube gehandelt. Als ich enttäuscht meinte, "Ach so, das war nur eine dieser gurrenden nullachtfünfzehn Tauben!", erklärte er mir entsetzt, die Taube sei selten und er sei extra wegen ihr aus Basel angereist! Oh je, hätte ich mir bei der Aufnahme nur mehr Mühe gegeben...

Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens splendens) - Weibchen

Erfreulicherweise sah ich viele Prachtlibellen.

Blick ins Giritz

Aus dem Giritz ertönen ungewohnte, wunderschöne Vogelgeräusche.

Wer den Boden vorausblickend absucht, entdeckt vielleicht eine Kleine Zangenlibelle. Wenn es dann sogar ein geduldiges Model ist, ist die Freude natürlich riesig.

Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens splendens) - Männchen

Eine gewisse Spannung lag in der Luft...

Es würde mich freuen, wenn meinen Seite dazu beiträgt, dass die Besucher des wunderschönen Naturschutzreservates mehr sehen, als einige Teiche und zwei Schwäne...