Anspruchsvolles Höreli
Vom Chäppeli (Isenthal) oder von der Alp Gietisflue zum Schartihöreli
Das Schartihöreli gehört zu den Bergen, die wir von unserem Zuhause aus sehen.
Es wurde also höchste Zeit ihm einmal einen Besuch abzustatten.
Es ist im Vergleich zum alles überragenden Gitschen eher eine kleine Erhebung.
Dennoch würde ich die Wanderung nicht unterschätzen. Ich stufe sie als T3 ein.
Vom Chäppeli wandert man vor allem beim Aufstieg immer wieder einmal auf der
Krete. Die ist zwar breit und bewaldet, aber rechts ist der Wald sehr steil
und links ist eine Felswand. Der Wanderweg ist recht gut begehbar und einige
Stellen wurden offensichtlich neu angelegt.
Die letzten 20 Meter auf den eigentlichen Gipfel sind mit Sicherheit ein T3.
Zudem hat man auf dem Gipfel nicht viel Platz. Der Wanderweg führt aber nicht
über den Gipfel. Dieser letzte Aufstieg ist also nur für den Fotografen Pflicht.
WICHTIG: Im Jahr 2022 verkehrte zwischen Isenthal und Chli Bergli
(Talstation der Luftseilbahn Gietisflue) kein Bus. Wer kein eigenes Auto hat,
muss leider zu Fuss zum Chli Bergli gehen. Hin und zurück sind es ca. 2 Stunden.
Ausgangspunkt Chäppeli |
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Ausgangspunkt Gietisflue |
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Dauer: 5 Std. |
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Dauer: 3 Std. |
Dist: 6,9 km |
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Dist: 6,7 km |
rauf: 1049 m |
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rauf: 366 m |
runter: 497 m |
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runter: 731 m |
rot-weiss, T3
anspruchsvoll |
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rot-weiss, T3
anspruchsvoll |
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Karte
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Karte
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Ausgangspunkt Chäppeli (Isenthal)
Chäppeli (Isenthal) (634 m) - Schartihöreli (1692 m) - Gietisflue (1398 m) -
mit Luftseilbahn runter ins Chlital zum Chli Bergli (1027 m) - zu Fuss nach Isenthal (770 m)
Ausgangspunkt Alp Gietisflue
Chli Bergli (1027 m) - mit Luftseilbahn rauf zur Alp Gietisflue (1398 m) -
zu Fuss zum Schartihöreli (1692 m) - zurück via Ronenrüti (1389 m) und
Neihüttli zum Chli Bergli (1027 m)
Wanderbericht
Wanderung vom Mittwoch, 10. August 2022
vom Chäppeli (Isenthal) auf das Schartihöreli
Dies ist unser Panorama mit dem Schartihöreli (dritter von rechts)
Panorama ohne Bezeichnungen /
PeakFinder
Mein Bus fuhr um 7:00 Uhr los. Ich hatte gut geschlafen und freute mich auf
die für mich neue Tour.
Im Postauto nach Isenthal sassen ca. 15 Personen. Der Chauffeur fragte uns,
wer um 16:00 Uhr wieder zurückfahren wolle. Es habe sich nämlich eine grössere
Gruppe angemeldet und er müsse abschätzen, ob er einen zusätzlichen Bus aufbieten
soll. Ich zuckte mit den Schultern, denn ich war mir nicht sicher, ob ich dieses
Postauto erreichen würde. Die anderen Passagiere sagten nichts oder hoben ebenfalls
fragend die Schultern, worauf der Chauffeur meinte, es werde sicher reichen,
immerhin habe das Postauto 30 Sitz- und 30 Stehplätze.
Neben mir sass ein Profiberggängerin die einem vor ihr sitzenden Bekannten all ihre
Touren aufzählte. Ich weiss nun, dass sie heute den Uri Rotstock besteigt und danach
noch einen kleinen Abstecher zum Rot Gitschen macht (kein offizieller Weg, nicht
einmal ein weiss-blau-weisser). Sie war schon mehr als 20-mal auf dem Gitschen. Auch
auf dem Blackenstock war sie auch schon. Sie wisse von keiner anderen Frau, die schon
dort oben war. Zum Glück hat sie mich nicht gefragt, wohin ich den heute gehe. Sie
hätte sicher einen Lachanfall bekommen.
Nichtsdestotrotz stieg ich beim Chäppeli aus und machte mich auf den Weg zum Schartihöreli.
Zuerst ging es relativ gemächlich los. Genau das Richtige, um mich aufzuwärmen.
Oh je, ich habe vergessen mir ein Pflaster um den kleinen Zeh vom rechten Fuss zu
binden! Dort hatte sich nämlich beim langen Abstieg vom Surenenpass eine kleine Blase
gebildet. Seltsam, denn ich habe eigentlich nie Blasen. War die schon verheilt?
Als ich einige Fotos vom Unterstand «Erlebnisweg - Urchigs Handwärch» machte, fiel mir
auf, dass an der Rückwand ein orange Erste Hilfe Box hing. Perfekt, dort drin hat es
sicher ein Pflaster! Tatsächlich wurde ich fündig. Es gab sogar eine Schere. Nach 5
Minuten war mein kleiner Zeh gepolstert und der Besteigung des Gipfels stand nichts
mehr im Weg.
Im Wald wurde es langsam steiler. Hoch über mir rannte eine Gämse mit viel Getöse davon.
Meine Angst vor losgetretenen Steinen war unberechtigt. Eine weitere Gämse erkannte,
dass ich keine Gefahr darstelle und blieb unberührt. Sie war sozusagen der Dwayne
Johnson unter den Gämsen.
Weiter oben geht es dann ein Stück auf der Krete weiter. Der Weg ist den Möglichkeiten
entsprechend gut begehbar. Er ist breit und bewaldet. Dennoch muss man auf seine Schritte
achten, denn der Wald ist auf der rechten Seite sehr steil und links ist eine Felswand.
Dies sind sicher T3-Stellen, die nicht für jedermann gedacht sind.
Alp Kirchenrüti
Blick auf den Urnersee. Ganz hinten liegt Brunnen.
Rechts sieht man den Fronalpstock und Sisikon.
Irgendwann erreicht man die beiden Alpen Kirchenrüti und Mittlist Scharti. Hier schlängelt
sich der schmale Wanderweg durch die Wiesen und man hat eine überwältigende Aussicht auf
den Urnersee (Vierwaldstättersee).
Beim Aufstieg machten mir die vielen Wolken etwas Sorgen. Musste ich bei besserem Wetter
nochmals hier rauf? Doch je näher ich dem Gipfel kam, desto besser wurde das Wetter.
Einzig in Richtung Schächental blieb es diesig, aber dort hatte ich um diese Zeit sowieso
noch Gegenlicht. War ich zu früh aufgestanden?
Panoramaaufnahme vom Ober Scharti auf den Urnersee
Oberbauenstock, Niederbauen Chulm, Fronalpstock und Rophaien
Der Aufstieg in Richtung Gipfel bleibt steil, bzw. wird immer steiler. Darum heisst es
ja auch Schartihöreli und nicht Schartiflächeli. Doch jeder Spass hat einmal ein Ende.
Da war er ja, der Gipfel vom Schartihöreli!
Die letzten 20 Meter muss man noch etwas kraxeln. Sicher ein T3. Aber wie gesagt, es
sind nur ein paar Meter. Wer dort nicht hoch will, kann es getrost auch sein lassen.
Der Weg führt um das Höreli herum. Nur für den Fotografen ist der Gipfel Pflicht.
Schartihöreli (1692 m)
Blick in Richtung Uri Rotstock (2928 m) und Schlieren (2830 m)
Schartihöreli (1692 m)
Blick in Richtung Brunnen/Urnersee
Oben ist nicht viel Platz und ich war froh, dass ich den Gipfel allein geniessen durfte.
Wobei allein nicht ganz stimmte, denn wie auf vielen Gipfeln tummelten sich auch hier
tausende von fliegenden Ameisen und Fliegen, die wie wild vor meinem Objektiv herumsausten.
Zur Sicherheit drückte ich immer gleich drei Mal ab.
Zu meiner grossen Überraschung sauste mir plötzlich eine grüne Grosslibelle um den Kopf.
Fernab von Tümpeln und Bächen genoss sie hier oben das grosse Nahrungsangebot. Sie musste
ja nur den Mund offenhalten und schon hatte sie eine Fliege zwischen den Zähnen. Es handelte
sich vermutlich um eine Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris).
Blick zurück auf das Schartihöreli
Seit ich aus dem Postauto gestiegen war, hatte ich keine anderen Menschen gesehen. Meine
Freude war gross, als ich bei der Alp Vorder Wang eine Frau sah. Sie sass auf einem Bänkli
und beobachtete meinen Abstieg. Ich freute mich auf ein kleines Gespräch, sozusagen als
Wiedereinstieg in die Zivilisation. Doch als ich mich ihr auf ca. 50 Meter genähert hatte,
zog sie ein Handy aus der Tasche und begann zu telefonieren. Ist das noch normal?
Alp Vorder Wang
Blick auf den Rophaien, die Eggbergen, den Urnersee und Flüelen
Na ja, nur noch 15 Minuten bis zur Gietisflue. Dort wird es wohl Menschen haben und
hoffentlich auch etwas zu trinken! Meine zwei Flaschen Wasser hatte ich nämlich schon vor
dem Gipfel ausgetrunken.
Tatsächlich wurde ich vom Älpler freundlich begrüsst. Keine Ahnung, warum ich annahm,
es gäbe hier oben eine Alpwirtschaft. Falsch gedacht! Doch der Älpler zeigte mir zu
meiner freudigen Überraschung in der Seilbahnstation einen Kühlschrank mit Bilz und
Schorle. Ich kaufte gleich zwei Flaschen und leerte sie in wenigen Minuten.
Bergstation der Luftseilbahn Chlital-Gietisflue
Der Älpler machte mich darauf aufmerksam, dass die Bahn nur alle 30 Minuten fahre. An den
Stationen steht sogar nur jede Stunde. Egal, wenn der Seiler gerade mit anderen Dingen
beschäftigt ist, kann man die Bahn auch selbst bedienen. In den beiden Stationen gibt es
dafür eine einfache Anleitung.
Blick aus der Luftseilbahn Chlital-Gietisflue ins Chlital
Ich wartete bis 13:30 Uhr und liess mich dann vom Älpler ins Chlital gondeln, bevor dieser
sich um sein Heu kümmern musste. Von der Viererkabine (400 kg) war ich positiv überrascht.
Die Fahrt war ruhig und leider viel zu kurz.
Kabine der Luftseilbahn Chlital-Gietisflue in der Talstation Chli Bergli
Unten angekommen machte ich mich auf den Weg nach Isenthal. Gemäss Wegweiser sind es nur
40 Minuten. Man könnte es auch mit Autostopp versuchen - sofern ein Auto kommt.
Bis auf eine kurze Abkürzung durch den Wald, geht man auf der asphaltierten Alpstrasse.
Zum Glück gibt es auch schattige Stellen, zudem kühlt der kalte Chlitalerbach.
Auf dem Weg durch das Chlital nach Isenthal
Tatsächlich kam von hinten ein Auto, doch ich war ja nicht zum Vergnügen hier, sondern
um die Strecke mit Fotos zu dokumentieren. So wanderte ich tapfer weiter und kam tatsächlich
nach ca. 40 Minuten in Isenthal an.
Gartenwirtschaft vom Gasthaus Tourist
Das Postauto sollte in ca. 45 Minuten eintreffen. Ich hatte also noch genügend Zeit, um in
der Gartenwirtschaft ein grosses Cola zu trinken. Schnell versammelten sich einige lästige Wespen
auf meinen Tisch. Sie hatte Cola offensichtlich noch lieber als ich. Die Serviertochter meinte,
die Wespen seien erst seit zwei Tagen eine Plage. Wäre ich doch bloss letzte Woche gekommen!
Da mich der Chauffeur am Morgen auf eine angemeldete Gruppe aufmerksam gemacht hatte,
entschloss ich mich mir einen Sitzplatz zu sichern, indem ich mit dem Postauto zur Endstation
St. Jakob mitfuhr, also eigentlich in die falsche Richtung. Leider hat man in Isenthal keinen
Handyempfang, was mich doch etwas erstaunte. Somit konnte ich das Billett nicht mit der App
kaufen und musste beim Chauffeur antraben.
Es stellte sich heraus, dass es gar nicht so einfach ist, ein Billett in die andere Richtung
zu lösen. Erst nach etwas schweisstreibender Arbeit am Kassencomputer war das Ticket gelöst
und ich konnte mir einen Sitzplatz sichern. Das Lösen eines Tickets mit der App macht mehr
Spass, sofern man ein Netz hat.
Tatsächlich stieg in St. Jakob eine grössere Gruppe ein. Es waren sicher mehr als 30 Personen,
denn nicht alle konnten sitzen, zumindest nicht auf einem offiziellen Sitzplatz. Offensichtlich
hatten sie während der Wanderung Sprechverbot, denn kaum eingestiegen, wurde es im Postauto
richtig laut. Erst bei der atemberaubenden Fahrt nach Isleten wurde es leiser. Der Blick auf
den türkisblauen Urnersee mit seinen vielen Windsurfern, Skitern und Foilsurfern ist einfach
das Allergrösste!