Bernina
St. Moritz - Bernina - (Sassal Mason) - Alp Grüm - Poschiavo
ganze Tour:
St. Moritz-Bernina-
Poschiavo-St. Moritz |
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Variante 1:
St. Moritz-Bernina-
Sassal Mason-St. Moritz |
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Variante 2:
St. Moritz-Bernina-
Alp Grüm-St. Moritz |
Dist: 55 km |
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Dist: 52 km |
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Dist: 55 km |
Hm: 931 m |
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Hm: 1047 m |
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Hm: 991 m |
Hobby: 5 Std. |
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Hobby: 4 Std. |
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Hobby: 4 Std. |
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Google Earth
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Karte
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GPS / GPX
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St. Moritz (1768 m) - Stazersee - Pontresina - Morteratsch (1896 m) -
Diavolezza - Lago Bianco (2234 m) - (evtl. Sassal Mason (2355 m)) -
Alp Grüm (2103 m) - Cavaglia (1703 m) - Poschiavo (1014 m) -
mit Bahn auf Berninapass (2328 m) -
mit Fahrrad nach Pontresina - Stazersee - St. Moritz (1768 m)
Lust auf mehr?
Ferientagebuch 2010
Ferientagebuch 2011
Diashow mit Bildern dieser Biketour
Tourenbericht
Biketour vom 6. September 2011
"Bernina Freeride Express"
Heute wollen wir etwas Neues wagen, eine Fahrt vom Bernina nach
Poschiavo. Auf Neudeutsch heisst dies 'Bernina Freeride Express'.
Gemäss Hochglanzprospekt führt man mit der RhB von Pontresina auf
den Bernina, rast mit dem Velo nach Poschiavo, fährt mit der RhB
wieder auf den Pass und rast mit dem Velo zum Ausgangspunkt in
Pontresina. Als ü50-Radler kommt für uns das Wort 'rast' etwas zu
viel vor. Zudem wollen wir auch noch etwas Eigenleistung erbringen.
Wir verzichten auf den Anstieg mit der RhB und radeln bei sonnigem
Spätsommerwetter mit Muskelantrieb auf unseren Lieblingspass. Wie
immer geht es rechts vom Lago Bianco zur Staumauer. Da es am Vortag
geregnet hat waren die überquerungen der Zuflüsse sehr spannend.
Jeannette zog an einer Stelle sogar die Schuhe aus und watete durch
den eiskalten Bach. Brrrrrr! Ich entschloss mich auf noch so kleinen
Steinen zu balancieren und schaffte es mit etwas Glück trocken auf
die andere Seite. An einer windgeschützten Stelle gab es ein Picknick.
Mein Sandwich bestand aus einem halben Zwirbelbrot und 3 Rädchen
Vegisalami. "Sorry Schatz, mehr Salami hatte ich nicht mehr. du hast
ja gerne Brot." Da ich für so viel Brot nicht mehr genügend Spucke
hatte, fütterte ich damit die Murmeltiere.
Pontresina - Hotel Walther
Kurz nach dem Bahnhof von Pontresina steigt es einige
Meter stark an. Danach geht es aber wieder relativ flach
zum Bahnhof Morteratsch weiter.
Oder sollen wir doch noch zuerst in der Konditorei vom
Hotel Albris eine "Kochendörfer Engadiner Torte" holen?
Sie sind wirklich extrem fein. Das sie auch ihren Preis
haben möchte ich hier nicht verschweigen.
Oft hat es lange Abschnitte ohne spürbare Steigungen.
Und dennoch hat man irgendwann auf wundersame Weise 1'000
Höhenmeter überwunden und steht auf dem Pass. Darum liebe
ich den Bernina.
Dies ist der Blick vom Bahnhof Morteratsch in Richtung
Gletscher. Wer hier weiterführt braucht viel Mut. Es ist
nämlich Fahrverbot und die Wanderer haben alle spitze Stücke.
Aber wir wollen sowieso auf den Bernina. Da hat es noch
genug Wanderer. Gleich nach dem Bahnhof Morteratsch steigt
es im Wald heftig an. Wer hier auf die asphaltierte
Hauptstrasse ausweicht, ist kein Feigling. Es sind aber nur
ca. 150 Höhenmeter zu überwinden. Danach geht es moderat weiter.
Nach Morteratsch ist es zum Teil wirklich steil.
"Via da soma medievela" heisst auf Deutsch "Für Biker
beschränkt geeignet". Da ich meine Ersatzknie zu Hause
vergessen hatte habe ich meistens geschoben. Aber keine
Angst, nach 1.5 km ist der Spass sowieso vorbei. Bis
zum Bahnhof Suot geht es dann gemütlich dem Fluss entlang.
Ova da Bernina
Bis zum Bahnhof Suot sieht es meistens so aus.
Tipp: Zwischen Suot und Diavolezza haben wir die
Hauptstrasse benutzt. Der Radweg ist auf diesem
kleinen Abschnitt etwas mühsam.
Piz Alv und Piz Lagalb
Warum meine Frau hier ihr Fahrrad schiebt kann sie
sich heute auch nicht mehr erklären. Gegenwind? Murmeltier
in der Fahrradkette eingeklemmt? Zuviel Kochendörfer gegessen?
Lej Pitschen
Kleiner See kurz vor dem Bernina Pass
Lago Bianco
Auf dieser Seite vom See trifft man meistens allein unterwegs.
Was soll man dazu sagen? Brrrrr kalt? Juhe,
saubere Füsse? Aber keine Angst, man kann 99%
fahren. Wir lieben diese Strecke.
Lago Bianco
Auf der anderen Seeseite sieht man den Berninapass und den Bahnhof.
Hier beginnt der Aufstieg zum Sassal Mason,
bzw. die Abfahrt zur Alp Grüm.
Falls man auf die Fahrt nach Poschiavo verzichten
möchte empfehle ich zur "Sassal Mason" zu radeln.
Von dort hat man eine wunderbare Aussicht ins Puschlav,
Alp Grüm und den Palügletscher.
Sassal Mason
Im Hintergrund sieht man den Lago di Poschiavo.
Sassal Mason
Warum es mir hier besser gefällt als auf der
Alp Grüm? Dieses Foto sagt alles!
Die Alp Grüm liegt ca. 250 Höhenmeter unterhalb
Sassal Mason. Zu Fuss erreicht man sie in ca.
30 Minuten.
Nach der Staumauer ging es runter zur Alp Grüm. Im steilsten Stück
raste ein junger Downhiller mit einem Höllentempo an uns vorbei.
Wir werden ihm später nochmals begegnen. Auch ein etwas älterer
Zeitgenosse war schnell unterwegs. "Achtung links!", schrie er von
hinten. Wieso weiss der dass ich Deutsch spreche? Wenn der hinter
meiner Frau 'Achtung links!' ruft kann die Rega gleich starten.
Zum Glück hat es nach der Alp Grüm fast keine Wanderer mehr. Ganz
allein fuhren wir gemütlich auf dem Singletrail nach Cavaglia. Dort
trafen wir den jungen Downhiller wieder. Der Wirt eines kleinen
Restaurants brachte ihm gerade das reparierte Vorderrad. Damit es
ihm während der Wartezeit nicht langweilig wurde flirtete die junge
Tochter des Wirtes mit ihm. Wow, was für ein Service!
Alp Grüm
Die Bikestrecke führt übrigens direkt durch die Gartenwirtschaft.
Alp Grüm
Vom Hotel Belvédère hat man einen herrlichen
Ausblick ins Puschlav. In der Bildmitte sieht
man vorne den Bahnhof von Cavaglia und ganz
hinten den Lago di Poschiavo.
Alp Grüm - Hotel Belvédère
Der kleine Punkt in der Bildmitte ist übrigens
die Alp Grüm.
Tipp: In Cavaglia gibt es einen Gletschergarten
mit eindrücklichen Gletschermühlen.
Tipp: Gleich nach dem Gletschergarten beginnt
die Downhill-Strecke. Wer es lieber gemütlich
hat muss vor dem Gletschergarten rechts abbiegen.
Schade, dass wir dies bei unserer ersten Fahrt
nicht gewusst haben...
Ausgangs Cavaglio gab es zwei Velowegweiser. Der eine zeigte
geradeaus und der andere nach rechts, leicht ansteigend. Hinweise
zu den Varianten gab es nicht. Super! Nach langem hin und her
entschieden wir uns natürlich für die falsche Route! Da wir dies
zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten fuhren wir fröhlich pfeifend
geradeaus - in unser Verderben. Allen Downhillfans sei diese Variante
dringend empfohlen doch für meine Frau war es schlicht eine 'hur.
verd. A-Loch-Strecke'!
Nach einer Stunde schieben und fluchen erreichten aber auch wir
Laien Poschiavo. Mein Schatz kaufte am Bahnhof gleich die Tickets
und erkundigte sich nach den Abfahrtszeiten (17:34 und 18:25 Uhr).
Ein Könner bot noch eine kleine Show. Er fuhr mit dem MTB die
Treppen zum Bahnhofeingang hoch. Die Glastüre öffnete sich
automatisch und schon war er im Gebäudeinnern verschwunden. Der
hatte sicher seinen Spass an der 'hur. verd. A-Loch-Strecke'.
Downhill-Strecke
Für die einen eine geile Downhill-Strecke und
für die anderen eine hur. verd. A-Loch-Strecke.
Geschafft! Wo bekommt man hier eine Pizza? Danach
geht es mit der RhB auf den Berninapass. Falls man
sein Fahrrad nicht in der Bahn vergessen hat kann man
gemütlich nach Pontresina rollen. Das letzte Stück
durch den Stazerwald nach St. Moritz ist ein Klacks.
Wir fuhren noch etwas im Dorf herum und tranken ein Bierchen.
Als wir wieder zum Bahnhof zurück kamen, wimmelte es von Radlern.
Wo kamen den die plötzlich her? Haben die alle Platz im Zug?
Einige etwas ältere 'geili Sieche' schwärmten etwas angeberisch
von der 'hur. verd. A-Loch-Strecke'. Der lauteste von ihnen hatte
entweder ein künstliches Bein oder er war mindestens fünf Mal auf
die Schnauze gefallen. Er humpelte jedenfalls erbärmlich zum Perron.
Endlich kam der Zug. Wow, ist der kurz. Alle Radler hetzten zum
Velowagon. Hoppla, der ist ja schon fast voll! Jeannette und ich
waren zuerst an der geschätzten zwei Meter hohen Ladeluke. Wir
schmissen die Räder einfach in den Wagen und ein freundlicher
Herr nahm unsere Velos in Empfang. Da dies auch alle anderen so
machten, reklamierte er irgendwann: "He, ich bin auch nur ein
Velofahrer und kein Bahnangestellter. Ich schwang mich elegant
in den Wagen und begann Velos aufzuhängen. Da nur noch drei Haken
frei waren hatte ich schnell Feierabend. Die anderen Velos wurden
einfach aufeinander gestapelt. Ich hoffe die müssen auf dem Pass
auch alle aussteigen.
Berninapass
Hilfe, mein Velo ist zuunterst!
Die Kondukteurin war extrem nett und die Stimmung locker. Wir hatten
den Wagen voll begeisterter Holländer. Sie hatten alle Fenster unten
und sprangen mit ihren Digitalkameras von einer Seite zur anderen.
Bei den vielen Kehren artete dies in Sport aus. Ich fror still vor
mich hin.
Das Hospiz kam immer näher und die Spannung stieg. Zum Glück waren
alle hilfsbereit und Velo um Velo wurde von fleissigen Händen nach
draussen gereicht. Gehören die alle zu Radlern, die auch hier aussteigen?
Vermutlich stehen heute noch 10 verlassen am Bahnhof. Keine Angst, im
Winter verschwinden die unter 5 m Schnee. Jeannette war begeistert, dass
ihr ein Unbekannter half ihr Velo auszugraben. "Er wusste noch genau
welches mir gehört." Ich denke eher dass sein eigenes davor stand und
ihm das nackte Grauen den Rücken hoch kroch, wenn er daran dachte wie
meine Frau in Panik ihr Velo hinter den anderen hervorzerrte. Egal, der
Zug wartete brav und die Kondukteurin erkundigte sich nochmals ausdrücklich,
ob alle ihr Fahrrad hatten. 100 Punkte für die RhB-Dame.
Nach den heutigen Erlebnissen genossen wir den 'Downhill' nach Pontresina
auf der asphaltierten Hauptstrasse. Zum Abschluss durften wir im Stazerwald
noch zwei Rehe beim äsen beobachten - bis sie von einem entgegenkommenden
Velofahrer in die Flucht getrieben wurden. Immer diese Biker!